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9.

Ein Zweites vom namenlosen Gott.

Wenn die Seele in die namenlose Stadt kommt, da ruht sie aus; wo alle Dinge Gott in Gott sind, da ruhet sie. Die Stadt der Seele, die Gott ist, die ist ungenannt. Ich sage, dass Gott ungesprochen ist. Einen unserer ältesten Meister, der die Wahrheit schon lange und lange vor Gottes Geburt gefunden hat, ehe der Christenglaube vorhanden war, wie er jetzt ist, den dünkte es, dass alles, was er von den Dingen sprechen könnte, etwas Fremdes und Unwahres in sich trüge; darum wollte er schweigen. Er wollte nicht sagen: Gebt mir Brot, oder gebt mir zu trinken. Aus dem Grunde wollte er nicht von den Dingen sprechen, weil er von ihnen nicht so rein sprechen konnte, wie sie aus der ersten Ursache entsprungen seien: darum wollte er lieber schweigen, und seine Notdurft zeigte er mit Zeichen der Finger. Da nun er nicht einmal von den Dingen reden konnte, so schickt es sich 69für uns noch mehr, dass wir ganz und gar schweigen müssen von dem, der da ein Ursprung aller Dinge ist.

Nun sagen wir, Gott sei ein Geist. Dem ist nicht so. Wäre Gott eigentlich ein Geist, so wäre er gesprochen. Sankt Gregorius spricht: Wir können von Gott nicht eigentlich sprechen. Was wir von ihm sprechen, das müssen wir stammeln.

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