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EWIGKEIT.

Ein Tag vor dem Herrn ist wie tausend Jahre, und tausend Jahre wie ein Tag.

Daniel Wülffer. 1617-1685.

O Ewigkeit! o Ewigkeit!

Wie lang bist du, o Ewigkeit!

Doch eilt zu dir der Menschen Zeit

Gleichwie das kühne Pferd zum Streit,

Nach Haus der Bot, das Schiff zum Port,

Der schnelle Pfeil vom Bogen fort:

Betracht, o Mensch, die Ewigkeit!

O Ewigkeit! o Ewigkeit!

Wie lang bist du, o Ewigkeit!

Gleichwie an einer Kugel rund

Kein Anfang und kein End ist kund,

So auch, o Ewigkeit, an dir

Bleibt weder Ein- noch Ausgang für:

Betracht, o Mensch, die Ewigkeit!

O Ewigkeit! o Ewigkeit!

Wie lang bist du, o Ewigkeit!

Du bist ein Ring, unendlich weit,

Dein Mittelpunkt heisst Allezeit,

Dein runder Umkreis Niemals heisst,

Dieweil er nie kein Ende weist:

Betracht, o Mensch, die Ewigkeit!

O Ewigkeit! o Ewigkeit!

Wie lang bist du, o Ewigkeit!

Es trüge wohl ein Vögelein

Weg aller Berge Sand und Stein,

Wenns nur käm alle tausend Jahr,

Du Ewigkeit bleibst immerdar:

Betracht, o Mensch, die Ewigkeit!

O Ewigkeit! o Ewigkeit!

Wie lang bist du, o Ewigkeit!

So lange als Gott Gott wird sein,

So lang wird sein der Höllen Pein,

So lang wird sein des Himmels Freud:

O lange Freud! o langes Leid!

Betracht, o Mensch, die Ewigkeit!

O Ewigkeit! o Ewigkeit!

Wie lang bist du, o Ewigkeit!

O Mensch, oft deine Sinnen stell

Zu denken an die Qual und Höll

Und an der Frommen Herrlichkeit,

Es währet beides ohne Zeit:

Betracht, o Mensch, die Ewigkeit!

O Ewigkeit! o Ewigkeit!

Wie lang bist du, o Ewigkeit!

Wie schrecklich bist du in der Pein,

Wie lieblich in der Freuden Schein!

Hier Gottes Güte noch erfreut,

Dort schrecket sein Gerechtigkeit:

Betracht, o Mensch, die Ewigkeit!

O Ewigkeit! o Ewigkeit!

Wie lang bist du, o Ewigkeit!

Der hier gelebet arm und bloss,

Ruht ewig reich in Gottes Schooss,

Er liebt und lobt das höchste Gut

In vollem Trost und Freudenmuth:

Betracht, o Mensch, die Ewigkeit!

O Ewigkeit! o Ewigkeit!

Wie lang bist du, o Ewigkeit!

Ein Augenblick ist alle Freud,

Dadurch man kommt in stetes Leid;

Ein Augenblick ist alles Leid,

Dadurch man kommt in stete Freud:

Betracht, o Mensch, die Ewigkeit!

O Ewigkeit! o Ewigkeit!

Wie lang bist du, o Ewigkeit!

Verständig ist, der dich betracht,

Des Fleisches Lust er leicht veracht;

Bei ihm die Welt nicht Platz mehr findt,

Die Lieb zum Eitlen bald verschwindt:

Betracht, o Mensch, die Ewigkeit!

O Ewigkeit! o Ewigkeit!

Wie lang bist du, o Ewigkeit!

Wer dich besinnt, zu Gott so spricht:

Hier brenn! hier schneid! hier straf und richt!

Hier handle nach Gerechtigkeit!

Verschon nur nach der Gnaden Zeit!

Betracht, o Mensch, die Ewigkeit!

O Ewigkeit! o Ewigkeit!

Wie lang bist du, o Ewigkeit!

Ich, Ewigkeit, ermahne dich,

O Mensch, gedenk nur oft an mich;

Denn ich der Sünder Straf und Pein,

Der Gotteslieb ein Lohn soll sein:

Betracht, o Mensch, die Ewigkeit!

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