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Das Zerknirschte Herz.

Bekehre Du mich, so werde ich bekehret.

Luise Henriette, Electress of Brandenburg. 1627-1667.

Ich will von meiner Missethat

Zum Herren mich bekehren:

Du wollest selbst mir Hülf und Rath

Hiezu, o Gott, bescheren,

Und deines guten Geistes Kraft,

Der neue Herzen in uns schafft,

Aus Gnaden mir gewähren.

Der Mensch kann von Natur doch nicht

Sein Elend selbst empfinden;

Er ist ohn deines Geistes Licht

Blind, taub und todt in Sünden:

Verkehret ist Sinn, Will und Thun,

Des grossen Jammers wollst Du nun,

O Vater, mich entbinden.

Herr, klopf in Gnaden bei mir an

Und führ mir wohl zu Sinnen

Was Böses ich vor Dir gethan;

Du kannst mein Herz gewinnen,

Dass ich aus Kummer und Beschwer

Lass über meine Wangen her

Viel heisse Thränen rinnen.

Wie hast Du doch auf mich gewandt

Den Reichthum deiner Gnaden!

Mein Leben dank ich deiner Hand.

Du hast mich überladen

Mit manchem Gut, nebst Kleid und Brod;

Du machst, dass mir noch keine Noth

Bisher hat können schaden.

Du hast in Christo mich erwählt

Tief aus der Höllen Fluthen;

Es hat mir sonst auch nicht gefehlt

An irgend einem Guten;

Zuweilen bin ich auch dabei,

Dass ich nicht sicher leb und frei,

Gestäupt mit Vaterruthen.

Hab ich denn nun auch gegen Dir

Gehorsams mich beflissen?

Ach nein, ein anders saget mir

Mein Herz und mein Gewissen:

Darin ist leider nichts gesund,

An allen Orten ist es wund

Vom Sündenwurm gebissen.

Die Thorheit meiner jungen Jahr

Und alle schnöde Sachen

Verklagen mich zu offenbar;

Was soll ich Armer machen?

Sie stellen, Herr, mir vors Gesicht

Dein unerträglich Zorngericht,

Der Höllen offnen Rachen.

Bisher hab ich in Sicherheit

Fast unbesorgt geschlafen,

Gedacht, es hat noch lange Zeit,

Gott pflegt nicht bald zu strafen,

Er fähret nicht mit unsrer Schuld

So strenge fort, Er hat Geduld,

Der Hirte mit den Schafen.

Diess alles jetzt zugleich erwacht,

Mein Herz will mir zerspringen;

Ich sehe deines Donners Macht

Und Feuer auf mich dringen:

Du regest wider mich zugleich

Des Todes und der Höllen Reich,

Die wollen mich verschlingen.

Herr Jesu Christ, ich flieh allein

Zu deinen tiefen Wunden;

Lass mich da eingeschlossen sein

Und bleiben alle Stunden:

Dir ist ja, o Du Gotteslamm,

Der Menschen Sünd am Kreuzesstamm

Zu tragen aufgebunden.

Diess stelle deinem Vater für,

Dass Er sein Herze lenke

Und gnädig wiederkehr zu mir,

Nicht meiner Schulden denke:

Auf dass Er meine Sündenlast,

Die Du auf Dich genommen hast,

Ins tiefe Meer versenke.

Hierauf will ich nun jederzeit

Mit Ernst und Sorgfalt meiden

Der schnöden Lüste Eitelkeit,

Und lieber alles leiden,

Denn dass ich Sünd mit Willen thu:

Ach, Herr, gieb Du stets Kraft dazu,

Bis ich von hinnen scheide.

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